Oberpfälzer Imkertag 2010, Bienenhof Aschach
Eröffnungsrede des Bezirksvorsitzenden Richard Schecklmann
Nach zum Teil erheblichen Völkerverlusten im Winter 2009/10 und Schädigungen vieler Völker, haben sich die Bienen im Frühjahr meist wieder gut erholt. Mancherorts konnten bereits gute Ernten aus dem Raps eingefahren werden. Auch die Sommertracht lässt sich gut an. In diesem Frühjahr zeigte sich aber wieder, dass unsere „Freizeitimkerei“, also viele über die Fläche verteilte Kleinimker, ein Garant für flächendeckende Bestäubung ist. Bei der ungünstigen Witterung im Mai mussten die Bienen haushalten und beflogen nur Obstbäume und andere Trachtpflanzen in unmittelbarer Umgebung des Standes. Wer keine Bienen in seiner Nähe hatte, muss wohl mit großen Ernteeinbusen bei Kirschen, Äpfeln usw. rechnen.
Hoffnung für die flächendeckende Imkerei besteht: erstmals seit 1991 gab es im Jahr 2009 wieder einen leichten Zuwachs an Imkern in Bayern. Besonders erfreulich haben sich die Teilnehmerzahlen bei den Anfängerkursen entwickelt. Unsere Imkerschule in Aschach konnte die Interessenten kaum fassen. Das Alter der Teilnehmer scheint zu sinken; viele Anfänger sind in der Altersgruppe von 35-45 Jahren zu finden, darunter auch zunehmend Frauen. Engagement für die Natur und die Suche nach sinnvoller Freizeitbeschäftigung spielen hier bestimmt eine Rolle.
Die meisten Probleme bereiten den Imkern immer noch die Varroamilbe, aber auch Gefahren durch Pflanzenschutzmittel und ein zunehmend einseitiges Pflanzenangebot für die Bienen.
Neue Akzente hat der Landesverband Bayerischer Imker (LVBI) in der Varroa-Bekämpfung gesetzt. Auf seine Initiative wurde die harte Chemie zur Varroabekämpfung aus der Bezuschussung genommen. Den Imkern stehen dafür wirksame organische Säuren und Thymolpräparate zur Verfügung, die bei sachgemäßer Anwendung keine Rückstande verursachen. Der LVBI unterstützt auch die Bienenforschung, indem er Mitglieder für Projekte gewinnt (z.B. Bienen-Monitoring) oder Lehrbienenständen und Belegstellen hilft. Besonders begrüßen würde Schecklmann den Aufbau einer Varroa-Toleranz-Belegstelle bei Regensburg, die Anlaufstelle für mehrere Regierungsbezirke sein könnte.
Die Imker fordert er auf, solidarisch möglichst zeitgleich gegen die Varroa zu behandeln, um so die Bemühungen der Imker-Nachbarn nicht zu unterlaufen.
Gefahren drohen der Imkerei auch durch chemische Pflanzenschutzmittel. Besonderes Augenmerk richtet man derzeit auf die Gruppe der Neonicotinoide. Vor allem ihre Wirkung über den Pollen oder auf die Böden sind nicht hinreichend erforscht. Diese Mittel sollten besser aus der Zulassung genommen werden, so Schecklmann. Dennoch spricht er sich gegen Konfrontation aus. „Wir müssen verstehen, dass für die Landwirtschaft der Pflanzenschutz wichtig ist. Verbote können immer nur das letzte Mittel sein. Wir müssen nach Wegen suchen, die für die Landwirt und für die Imker eine Verbesserung sind. Eine Lösung muss beiden Seiten helfen – nur das hat auf Dauer Zukunft.“
Ähnlich sieht der Bezirksvorsitzende die Problematik eines zunehmend einseitigen Pflanzenangebots. Der zunehmende Anbau von Energiepflanzen macht nicht nur der Imkerei Probleme. „Wenn Sie mal durch riesige Maisschläge fahren – das schlägt auch auf´s Gemüt, so stellen wir uns unsere heimatliche Landschaft eigentlich nicht vor.“ Auch hier sind Alternativen nötig, die der Landwirtschaft nützen und unseren Bienen und allen anderen Insekten mehr bieten als Mais – aber auch da gibt es erste hoffnungsvolle Signale aus der Landesanstalt in Veitshöchheim.
Richard Schecklmann/Johann Schön