Oberpfälzer Imkertag 2010


Vortrag Dr. Ingrid Illies:

 „Sie ist was sie isst – Bedeutung der Pollenversorgung für die Entwicklung der Biene.“

Dr. Illies vom Fachzentrum Bienen in Veitshöchheim, gab einen interessanten Einblick in die Welt der Bienenforschung. Wesentlicher Bestandteil des Pollens sind Proteine und Aminosäuren, die den Eiweißbedarf der Bienen decken – sie machen etwa 30% des Pollens aus. Dabei ist unsere Honigbiene – verglichen mit Wildbienen – eine perfekte Pollensammlerin, die in ihren Pollenhöschen je Flug 10 bis 25 Milligramm Pollen nach Hause bringt. Die Biene selbst hat nur ein Gewicht von etwa 100 Milligramm.

Bedarf und Sammelverhalten

Ein Bienenvolk hat bei guter Versorgung Vorräte von 1 bis 2 Kilogramm Pollen in der Beute, die einzelne Biene braucht im Laufe ihres Lebens durchschnittlich 145 mg, das gesamte Volk hat pro Jahr einen Pollenbedarf von etwa 25 Kilo. Ein Gutteil des Pollens wird für die Aufzucht der Jungbienen benötigt, bei erwachsenen Bienen dient die Eiweißversorgung dem Aufbau und Erhalt der Flugmuskulatur.

Bei Bedarf an Pollen erhöht das Volk die Anzahl der Sammlerinnen, die einzelnen Sammlerinnen erhöhen ihre Leistung. Wie das Volk das Sammelverhalten steuert, kann wissenschaftlich untersucht werden, z.B. durch Zugabe von Brutwaben oder durch Wegnahme von Pollenwaben. Das Bienenvolk reagiert auf Larvenduft und auf freie Zellen. Da aber auch das Futter mit Pollen vermischt wird, reagieren sie auch auf so feine Indikatoren wie den Pollengehalt im Futter: bei niedrigem Pollengehalt wird mehr gesammelt.

Wirkung des Pollens

Versuche von Dr. Illies und anderen haben ergeben:

* Bienen ohne Pollenversorgung haben eine stark verkürzte Lebensdauer (25 Tage statt 55 Tage).
* Pollenmangel führt zu Brutkannibalismus (Bienen fressen vor allem die junge Brut auf), das Immunsystem ist stark eingeschränkt, die Bienen haben kaum Fettkörper und Flugmuskulatur und sind auch weniger widerstandsfähig gegen Spuren von Pflanzenschutzmitteln.
* Pollenersatzstoffe bringen keine wesentliche Besserung.

Die weiteren Untersuchungen haben sich auf die Frage konzentriert: „Wie reagieren die Bienen, wenn die Pollenvielfalt eingeschränkt wird?“. Es wurden Völker, die mit Mischpollen versorgt wurden mit Völkern verglichen, denen ausschließlich Maispollen zur Verfügung stand.

* Es gab praktisch keine Unterschiede in der Menge der angesetzten Brut, und auch die Brutentwicklung war identisch.
* Bei Bienen mit einseitiger Ernährung nahm aber die Sterblichkeit nach 25 Tagen erheblich zu.
* Der Verbrauch an reinem Maispollen war doppelt bis dreifach so hoch wie der Verbrauch an Mischpollen. Dieser Mehrverbrauch lag nicht an einem geringeren Anteil an Protein beim Maispollen, aber die Proteine waren anders zusammengesetzt.
* Die Wirkung der einseitigen Ernährung auf das Immunsystem der Bienen war zwar feststellbar, aber nicht von großer Bedeutung.

Lichtblick "Wildpflanzen"

Wie nicht anders zu erwarten, brachte die „einseitige“ Ernährung Nachteile. Einen Lichtblick gegen die Monokulturen hatte Frau Dr. Illies parat: Ein Forschungsprojekt der Landesanstalt Veitshöchheim („Energie aus Wildpflanzen“, Dr. Vollrath und andere) hat bereits Wildpflanzen entdeckt, die bei der Ausbeute an Methangas dem Silomais gleich kommen. Dazu könnten noch Kostenvorteile beim Pflanzenschutz und der Bewirtschaftung kommen. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass sich im Bereich Bio-Energie Ökologie und Ökonomie bald ergänzen. Erste Saatmischungen sollen ab 2012 verfügbar sein.

Vorroaberatung

Zum Schluss weist Dr. Illies auf die Beratungen zur Varroabehandlung auf der Homepage der Landesanstalt hin. Auch könnte über das Internet ein kostenloser Infobrief bezogen werden.

Richard Schecklmann/Johann Schön